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Besuch von Werner Krätschell und Prof. Wolfgang Krogel am 11.03.2022

Am 11.03.2022 haben uns der Professor Wolfgang Krogel und der ehemalige evangelische Superintendent Werner Krätschell in der Schule besucht. Am Treffen nahmen die Geschichts-Grundkurse des 4. Semesters und des 2. Semesters teil. Ziel dieses Events war es, mehr über die Rolle der Kirche und die Opposition in der DDR anhand der persönlichen Erfahrungen des DDR-Oppositionellen Krätschell herauszufinden. Dies erfolgte unter anderem durch die Beantwortung einiger Fragen, die den Schülern beim Erarbeiten des Themas eingefallen sind. Zunächst aber gab es eine ungefähr zwanzigminütige Einführung in das Thema mit spezifischer Einteilung der Jahre 1949-1989 in vier Dekaden. Herr Krätschell erläuterte uns, wie sich das Verhältnis der DDR zur Kirche und ihre Außenpolitik in den vier Dekaden entwickelten. Zudem haben wir von Herrn Krätschell über seine persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse viel über das Leben in der DDR allgemein, den Umgang mit der Stasi und die gesellschaftliche Entwicklung in der DDR herausgefunden.

Besuch von Werner Krätschell und Prof. Wolfgang Krogel

Hierzu nun eine kurze inhaltliche Einführung mit den wichtigsten Erkenntnissen aus dem Treffen:

Zwischen den Jahren 1949 und 1959 gab es in der DDR einen großen sowjetischen Einfluss, vor allem im Verhältnis mit der Religion. Die Führung der DDR bevorzugte gemäß der kommunistischen Ideologie den Atheismus und versuchten jede Form des spirituellen Glaubens zu unterdrücken. Der Kommunismus stand immer über der Kirche, was natürlich auch zu deutlichen Konsequenzen in der Gesellschaft führte. So wurden zum Beispiel junge Christen 1953 von den wichtigsten Schulen der DDR suspendiert. Das Bildungssystem versuchte generell den Kommunismus in den Schulen zu prägen und klare Nachteile für dessen Gegner zu verdeutlichen. Dazu erzählt Werner Krätschell auch persönliche Erlebnisse seiner Frau, welche zu dieser Zeit in jungem Alter den Mut erwies, sich diesem System zu widersetzen und offen ihre Meinung zu äußern. Dies tat sie übrigens auch bei den öffentlichen kommunistischen Demonstrationen der SED durch das Tragen eines „roten Partykleides“, wie Krätschell uns berichtet hat, während alle Mädchen eigentlich das blaue Hemd als Symbol des Kommunismus tragen sollten.

In den darauffolgenden Jahren kam es zur Massenauswanderung aufgrund der immer schwierigeren Lebensumstände in der DDR. Dies war ab dem ab dem 13 August 1961 mit der Berliner Mauer nicht mehr ohne weiteres möglich. In diesen harten Zeiten war die Kirche der einzige Ort, in dem wenigstens etwas „Opposition“ möglich war. Werner Krätschell, der die Verantwortung über mehrere evangelischen Kirchen in Ostberlin trug, war einer von denen, die friedliche Opposition repräsentierten. In den darauffolgenden Jahren spielten die sogenannten inoffiziellen Mitarbeiter der Stasi (auch „IM“ genannt) eine immer größere Rolle, was auch das Interesse mehrerer Schüler geweckt hat. Diese IM erhielten von der Stasi die Aufgabe, unauffällig eine bestimmte Person zu beobachten und über sie zu berichten. So konnte man zu dieser Zeit nie gewiss sein, ob der Nachbar, Kollege oder gar ein guter Freund gegen einen angesetzt wurde, um an Informationen über ein staatsfeindliches Verhalten zu kommen. Dies erlebte Herr Krätschell dank der veröffentlichten Stasi-Akten selbst, da sein Vize-Superintendent, mit dem er ein gutes Verhältnis hatte, sich als einer dieser inoffiziellen Mitarbeiter herausstellte. Diese Ungewissheit im Umgang mit dem eigenen vertrauten Umfeld, die das Klima in der DDR beherrschte, hat bei uns Schülern besonders viel Aufsehen erregt.

In Bezug auf Bildung ist zu ergänzen, dass die politische Orientierung auch schwerwiegende Konsequenzen für das zukünftige Leben eines Bürgers haben konnte. So wurde Menschen, die die Politik nicht unterstützten oder sich gegen sie aussprachen, die Möglichkeit auf einen guten Arbeits- oder Studienplatz verweigert, obwohl sie die gleichen schulischen Voraussetzungen hatten. Dies galt zum Teil auch für die Kinder Werner Krätschells, die aufgrund der zunächst fehlenden Mitgliedschaft in den kommunistischen Jugendinstitutionen der SED aus der Gesellschaft im Allgemeinen ausgeschlossen wurden.

Besuch von Werner Krätschell und Prof. Wolfgang Krogel

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